Fatima Konferenz 2010 in Spokane

Wie jedes Jahr, so hat auch dieses Jahr in der Stadt Spokane im Bundesstaat Washington in den USA die Fatima Konferenz stattgefunden - vom 6. bis 10. Oktober zum Thema "Ad Mariam per Jesum"- "Durch Maria zu Jesus".
Am Rand von Spokane befindet sich der Berg St. Michael. Auf der Anhöhe trifft jeder Besucher auf ein grosses Gebäude, das früher, seit 1915 bis in die 60-er Jahre hinein, als Jesuitenkolleg gedient hat. Seit einigen Jahrzehnten beherbergt aber dieser schöne Ort ein großes Zentrum des überlieferten katholischen Glaubens, das von den Priestern und Schwestern der Kongregation Maria Unbefleckte Königin (Congregatio Mariae Reginae Immaculatae) geleitet wird. Neben einer wunderbaren großen Kirche, die dem hl. Erzengel Michael geweiht ist, fasst dieses Gebäude noch sowohl das Mutterhaus der Nonnen, als auch eine katholische Schule, die zur Zeit von ca. 150 Schülern besucht wird.
Die diesjährige Fatima Konferenz wurde nun schon zum 50. Mal durchgeführt. Sie hat bei allen Gästen wirklich tiefe geistige Eindrücke hinterlassen.
Zusammen mit einer Freundin aus England hatte auch ich die Möglichkeit, dieses Jahr zu diesem religiösen Treffen zu reisen. Unser Seelsorger, P. Eugen Rissling, der uns begleitet hat, ist dort den Katholiken ja schon gut bekannt, was wir ihren freudigen Gesichtern entnehmen konnten.
Als einzige Europäer, Emily aus England und ich aus Tschechien, galten wir bei unseren amerikanischen Gastgebern als ein bisschen exotisch. Wir wurden mit sehr vielen Fragen bombardiert. Dank der besonders liebenswürdigen Gastfreundschaft haben wir diesen Ort sehr zu schätzen gelernt. Die Größe des Objekts des Mount Saint Michael, die hohe Zahl der Schüler und die sehr ermutigende Zahl der Gemeindemitglieder (500-600) überraschte uns positiv.
Am ersten Tag erfolgte das gegenseitige Kennenlernen aller Teilnehmer, die sonst aus ganz USA nach Spokane kamen. Danach beteten wir in der Kirche gemeinsam den heiligen Rosenkranz und es erfolgte die offizielle Eröffnungsrede von P. Michael Anaya, der als Moderator der Fatima Konferenz fungierte. Abgeschlossen wurde dieser Tag mit einem gemeinsamen Abendessen mit den anwesenden Priestern und Schwestern.
Am zweiten Tag, dem Fest des hl. Rosenkranzes, zelebrierte Bischof Mark A. Pivarunas die hl. Messe. Dabei erteilte er Michael Oswald die Tonsur und die Niederen Weihen. Dieser jüngere Herr war Priester der Konzilskirche und ist durch verschiedene Lektüren und das eigene Suchen zur Erkenntnis gekommen, dass die offizielle "Kirche" im Widerspruch zur wahren katholischen Kirche steht. Und weil er es einsah, dass seine bisherigen Weihen als ungültig anzusehen sind, befindet er sich nun auf dem Mount Saint Michael und bereitet sich durch das Studium auf den Empfang der hl. Priesterweihe vor.
Aber auch für uns, die Teilnehmer, war es eine herrliche Gelegenheit, einer so wunderbaren Zeremonie beizuwohnen. Ich persönlich war so ergriffen, dass ich nicht mehr an das Fotografieren dachte, obwohl ich mir das ursprünglich vorgenommen hatte.
Nach dem Frühstück hielt P. Benedict Hughes als erster einen Vortrag. Er sprach über das Thema, wie die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens uns zu Gott führen kann. Die hl. Jungfrau sorgt für uns, aber auch wir sollen ihre Liebe erwidern.
Danach sprach die Mutter Oberin Mary Agnes und legte dar, welches wunderbare Vorbild zum Nacheifern Maria für verschiedene Stände in der Kirche ist. Ihre Worte haben wirklich unsere Herzen berührt. Wie eine junge Frau, die höchst anständig und fest im Glauben ist, viel Gutes in der Familie und Gesellschaft bewirken kann, so appellierte sie auch an die männlichen Jugendlichen, bei der Suche nach einer künftigen Ehepartnerin eben solche Qualitäten bei einer Frau zu suchen und zu bejahen.
Den Nachmittagsblock eröffnete P. Ephraem M. Cordova und wies auf die sichtbaren wie verdeckten Gefahren der modernen Musik hin. Vor allem soll man unbedingt Acht geben auf die satanistischen und okkultistischen Einflüsse bei den entsprechenden "Musikern". Im Anschluss daran lenkte Schwester Marie Janae, eine studierte Psychologin, unsere Aufmerksamkeit auf die geistige und psychologische Gefahr der Computerspiele und so mancher Jugendfilme, wie Harry Potter oder Twilight. Besonders haben mir ihre Worte gefallen: "Warum sucht ihr das Vergnügen in der nicht realen Computerwelt voll von Spielen und Unterhaltung? Warum ersetzt ihr das wahre Leben mit einer virtuellen und somit nicht realen Welt? Gott ist doch REAL!"
Es folgte eine interessante Rede von Dr. Nick Huschilt. Nach dem Abendessen wurde der Tag mit einer fesselnden Rede von Herrn Michael Oswalt über seine Reise vom modernistischen Seminar zum traditionellen katholischen Glauben beendet.
Der dritte Tag, wieder angefangen mit dem gemeinsamen Gebet des heiligen Rosenkranzes und der Heiligen Messe, war mit der Besichtigung von Mount St. Michael abwechslungsreich gestaltet. Unsere Reiseführerin hat nicht nur den historischen Hintergrund der Entstehung von Mount St. Michael erläutert, sondern auch über die aktuelle Situation gesprochen. Wir haben dann auch die Möglichkeit erhalten, in einige Schulklassen zu gehen und den Schülern zu begegnen. Bei dieser katholischen Schule handelt es sich um eine Privatschule mit hohem Niveau, die im Vergleich zu anderen Schulen im Staat Washington einen der vorderen Plätze belegte. Im Jahr 2015 werden es 100 Jahre seit der Entstehung des Mount St. Michael sein.
Im Gebäude befindet sich auch der Konvent der Schwestern mit einer wunderbaren Kapelle. Zur Kongregation gehören zur Zeit weit über 30 Schwestern. Ein Teil der Schwestern lebt in diesem Mutterhaus, ein anderer Teil wirkt in verschiedenen anderen Kapellen und Gemeinden in den USA.
Eine große Bibliothek mit vielen Büchern, die teilweise noch den ehemaligen Bewohnern, den Jesuiten, gehörten, befindet sich ebenfalls auf dem Areal von Mount St. Michael. Mit Freude entdeckten wir auch ein kleines Café und einen religiösen Souvenirladen. Dort konnten wir uns mit Geschenken für unsere Familien versorgen!
Den Nachmittag des dritten Tages füllten zwei Vorträge von Bischof Mark Pivarunas über verschiedene Themen der katholischen Apologetik. Er sprach sehr klar und deutlich über die Übel des religiösen Indifferentismus, der Religionsfreiheit und des Ökumenismus. Auf der Internetseite www.cmri.com findet man einige Ausführungen Seiner Exzellenz und einige Bilder von der diesjährigen Fatima Konferenz.
Zum Abschluss des Tages hielt Herr Dale Ahlquist, ein großer Kenner des englischen katholischen Schriftstellers und Konvertiten G. K. Chesterton, dem Präsidenten und Mitbegründer der Amerikanischen Chesterston-Gesellschaft, einen Vortrag zum Thema "Die Weisheit von G. K. Chesterton". Herr Ahlquist hält sonst Vorträge an den Universitäten in den USA und Europa. Chesterton hat die Bücher über den englischen Detektiv-Priester "Pater Braun" geschrieben, die auch verfilmt wurden. Das Zitat "Wenn es Gott nicht gäbe, würde es auch keine Atheisten geben" stammt ebenfalls von Chesterton. Laut Ahlquist zählte Chesterton die eigentlichen Probleme der heutigen modernen Gesellschaft wie folgt auf: 1. Jagd nach dem Geld; 2. Feminismus (als Zerstörung der eigentlichen Würde einer Frau); 3. die Bindung an die Welt.
Der Samstag war ein Einkehrtag. P. Gabriel Lavery und P. Casimir Puskorius hielten je zwei geistliche Vorträge nach dem hl. Louis Marie de Montfort. Es war der Tag der Besinnung, des Nachdenkens, des Stillschweigens, des Gebetes und der Meditation. Wir müssen uns selber kennen lernen und Gott um Orientierung bitten. Wenn wir verstehen, wer und wie wir sind, wird es uns leichter fallen, den Grund für unsere Fehler und unsere Sünden zu finden. Schauen wir immer auf unsere Handlungen, von denen alles ausgeht. Hören wir nicht auf, nachzudenken und zu beten!
Weil wir alle Impulse und Vorbilder brauchen, wählen wir zu solchen Jesus und Maria. Wenn wir auf ihr Leben schauen, können wir keine besseren Vorbilder finden. Wenn ich zum Beispiel an den Kreuzweg denke - die heilige Jungfrau Maria hat das Leiden ihres Sohnes gesehen. Sie hat gesehen, wie Er stirbt… Es kann nichts Schlimmeres für eine Mutter geben. Und sie ist die ganze Zeit mit Ihm geblieben, sie hat Ihn unterstützt, sie war nicht nur ein Zuschauer! Können wir noch ein besseres Vorbild der Treue und der Liebe finden?
Zum Schluss hat P. Casimir über die Frage nachgedacht, warum denn so wenige Menschen wirklich gläubig sind und warum wir so sehr anfällig sind, der Unsittlichkeit zu verfallen? Seine Antwort auf diese Frage hat mich sehr interessiert. Die Menschen würden gern die Macht und das Wissen haben, wie Gott sie hat, aber sie wollen nicht die Liebe haben wie Er sie hat. Es ist nicht leicht, ein Gläubiger zu sein. Wir müssen uns ganz aufopfern und viele Menschen wollen das nicht.
Vertiefen wir unser Verhältnis zu Gott und denken wir über unsere Sendung nach. Jeder von uns hat im Leben einen Platz zugewiesen bekommen und jeder von uns kann helfen, seinen Beitrag zum gegenseitigen Wachstum im Glauben zu leisten.
Am Abend dieses Samstages fuhren wir (in einem typischen amerikanischen gelben Schulbus) zu einer Halle in der Stadt Spokane. Dort wurde für uns ein Abendessen bereitet, bei dem wir von den älteren Schülern der St. Michaels Academy bedient wurden. Daran reihte sich der Hauptvortrag der diesjährigen Fatima Konferenz - unser P. Eugen Rissling hielt eine Rede zum Thema: "Zu Jesus durch Maria". Bei der Einleitung sprach er die herrliche Atmosphäre, das hohe theologische und geistliche Niveau der bisherigen Vorlesungen und die wunderbare Organisation der gesammten Fatima Konferenz an. P. Eugens Sorge, seine Rede in einer fremden Sprache halten zu müssen, war nicht begründet - sie ist ihm gut gelungen, sie war ein schöner Schlusspunkt am vorletzten Tag der Konferenz.
Am darauffolgenden Sonntagmorgen war derselbe gelbe Schulbus bereit, uns in den Bundesstaat Idaho zu fahren. Wir besuchten den Platz, wo der Jesuitenpater Joseph Cataldo unter den Indianern missionierte. Dort steht die älteste Kirche in ganz Idaho aus dem Jahre 1850. In ihr wurde an diesem Tag eine feierliche Heilige Messe für uns zelebriert. Nachdem wir dann auch das Haus besichtigten, in dem die Jesuiten damals lebten und das heute als Museum dient, fuhren wir am Nachmittag zu einem anderen schönen Ort der katholischen Tradition, zur City of Mary, der im Wald auf einem Berg liegt. Zu dieser Pfarrei zählen ungefähr 200 Gläubige. Dort befindet sich auch das Kleine Seminar St. Joseph, in dem zur Zeit sieben Alumnen leben und lernen. In der dortigen Konventskapelle hielt P. Benedict Hughes den letzten Vortrag der diesjährigen Fatima Konferenz zum Thema "Die Botschaft von Fatima und das 21. Jahrhundert". Danach sind wir zum Mount Saint Michael zurückgekehrt.
Das letzte Mal speisten wir mit den Teilnehmern der Konferenz und mit vielen anderen Gläubigen zusammen. Als es dann am Abend dunkel wurde, versammelten wir uns draußen zu einer Prozession. So gingen wir, ca. 200 Menschen, mit einer Kerze in der Hand um den gesamten Gebäudekomplex herum und beteten den Rosenkranz. Eine schöne Statue der Muttergottes von Fatima wurde in der Mitte der Prozession von Männern getragen. Dabei wurde zwischendurch das Lourdes-Lied gesungen und es wurden die Kerzen hochgehalten. Es war so ergreifend!
Abschließend wurde die Marienstatue in einer feierlichen Zeremonie in die Kirche hineingetragen und vor dem Muttergottesaltar feierlich aufgestellt. Junge Mädchen brachten Blumen, die dann der heiligen Jungfrau zu Fußen gelegt wurden. Alle sangen ein Abschiedslied zu Ehren der Muttergottes.
Zum Schluss möchte ich noch von einem Schatz erzählen. Dabei handelt es sich um einen Rosenkranz, den P. Oswald Baker, der bis zu seinem Tod im Jahre 2004 in England wirkte und unerschütterlich die Treue zum katholischen Glauben und zu der überlieferten hl. Messe hielt, im Jahre 1951 bei einer Pilgerfahrt nach Fatima von der Mutter der Seherkinder Hyacinta und Francisco als Geschenk erhielt. Sie sagte, es sei der Rosenkranz von Hyacinta.
Vor seinem Tod übergab P. Baker diesen Schatz dann Kathleen Hatfield, einem seiner treuesten Gemeindemitglieder, die ihn dann ihrer Tochter Emily vermachte. Nach dem Heimgang ihrer Mutter in diesem Jahr brachte nun Emily diesen Rosenkranz nach Spokane mit und schenkte ihn Bischof Pivarunas. Mir hat ihre Begründung gefallen: "Der Bischof kann ihn besser benutzen als ich".
Ich möchte allen, die in der Zukunft einmal die Möglichkeit haben sollten, die Fatima Konferenz zu besuchen, dies wärmstens empfehlen - Sie sollten nicht zögern! Das, was wir dort erlebten, kann man mit Worten nicht umschreiben. Wir haben so viele Menschen getroffen, die aufrichtig Gott die Ehre geben und Maria von Herzen verehren wollen. Überall war auf dem Mount St. Michael die Gegenwart Gottes greifbar. Diese Woche war für mich das größte Erlebnis in meinem Leben.

Markéta Dudarcová

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